Samstag, 14. August 2010

Nationalpark Cuayabeno: Urwald, Fluss & Co















Am letzten Tag in Cuenca kam eine 26 jährige Ärztin ins Hostel und untersuchte mich. Die Diagnose (aus meiner Sicht ein falsche) fiel auf eine Mandelentzündung. Zwar hatte ich kaum Halsschmerzen, aber das Penicillin, das sie mir verschrieb half, um meine Krankheit in 24 Stunden wegzupusten. Halbwegs gesund fuhren wir am Samstag nach Guayaquil zurück und flogen am Montagmorgen mit einer spektakulären Zwischenlandung über Quito nach Largo Agrio. Dort wurden wir von Magic River Tours (Bild 1) empfangen und es ging per Bus an den Rand des 2 Stunden entfernten Cuayabeno Nationalparks. Mit in unserer Gruppe war ein österreichisches Ehepaar mitte 50, ein Paar aus München mitte 30 und ein weiteres deutsches Pärchen, das gerade Abitur gemacht hatte. Als die Straße endete, beluden und bestiegen wir 2er- und 3er Kanus (Bild 2) und es ging flussabwärts tiefer in den Dschungel.



















Thomas fuhr mit einem ca. 10-jährigen Starkpaddler los und Ruven und ich hatten unseren Tour-Guide mit an Bord. Spitzname: Der Bremser. Er saß hinten und hielt die ganze Zeit das Paddel ins Wasser, während wir uns einen abrackerten (Bild 3).














Zuerst merkten wir davon nichts. Ruven und ich wunderten uns nur, dass die anderen Boote scheinbar ohne größere Mühen voran kamen (sie paddelten alle zusammen) und wir unser Kanu unter hohem Krafteinsatz an die Spitze zu setzen versuchten (Bild 4).














Im Endeffekt ein gutes Training für Rücken und Schulter. Der Fluss war still, angenehm ruhig, der Wald wurde immer dichter. Dann sahen wir eine Echse auf einem Baumstamm. Wir paddelten näher ran, das Reptil ergriff die Flucht (Bild 5).















Kurz darauf steuerten wir unter einem Baum her. Wir ahnten nichts, aber unser Guide forderte uns zur Umkehr auf, er hatte etwas bemerkt. Klar, er guckte die ganze Zeit durch die Gegend. Zurück an der besagten Stelle konnten wir über uns eine Baumboa erblicken. Eine kleine, vllt. 2-3 m lange Schlange (Bild 6).
















Nach ingesamt 3,5 Stunden erreichten wir unser Tagesziel, gingen von Bord und schlugen das Nachtlager auf. Dies bestand aus einer großen Plane, unter dem Zelte aufgestellt wurden (Bild 7).



















Kaum fertig fing es dermaßen kräftig an zu schauern, dass alles um uns herum unter Wasser stand. Zum Glück hatten unsere Helfer dieses Szenario erwartet und einen Graben mit Abfluss in den Rio Cuayabeno gezogen, um unsere Unterkunft vor einer Überschwemmung zu schützen (Bild 8).
























Nach einem leckeren Abendessen schliefen wir früh ein. Am nächsten Morgen bauten wir das Nachtlager wieder ab und es ging wieder ins Boot. Weitere 4 Stunden Paddeln lagen vor uns. Unser nächstes Ziel: Laguna Grande. Die Lagune kann man sich wie einen großen See vorstellen, rundum eingekreist von Flora und auch Fauna. Da sich dort keine gefährlichen Tiere aufhalten sollten, gingen wir erstmal eine Runde schwimmen. Dass es am flacheren Rand Caimane und Piranhas gab, sollten wir erst später erfahren. Als Wolken aufzogen (Bild 9) machten wir uns auf den Weg zur Magic River Lodge.



















Die Anlage bestand aus fünf Häusern. Einem Küchen- und Esshaus. Einer Unterkunft für die Angestellten und zwei Wohnhäusern für Gäste. Bild 10 zeigt den Blick aus unserem auf Wohnhaus 1 und Speisehaus.















Alle Unterkünfte und auch die Wege sind auf Stelzen gebaut. Der Fluss kann nach starken langen Regenfällen bis zu 4 m ansteigen und der Pegel geht dann bis unter die Planken. Fischen aus dem Bett ist dann möglich. Die Zimmer waren einfach eingerichtet. Betten, Regal und ein Kerzenhalter. Strom gab es in der gesamten Anlage nicht. Luxuriös: Wir hatten unser eigenes Bad. Alles schön sauber und gepflegt (Bild 11).
















Auf den ersten Blick gab es auch kein Getier in den Räumlichkeiten. Raúl, unser Koch, zauberte morgens, mittags und abends köstliche Gerichte. Ein Experte im Umgang mit der spartanischen Kücheneinrichtung. Unsere Gruppe beim Abendessen auf Bild 12.




















Am folgenden Tag stand eine Dschungelwanderung an. Wir fuhren per Boot in eine etwas weiter entfernte Gegend. Dort wanderten wir drei Stunden durch den Urwald. Immer auf der Suche nach interessanten Pflanzen und Tieren. Unser Guide fand alle paar Meter irgendetwas Neues, das er uns zeigte und
gab uns sein Wissen dazu Preis. Am Nachmittag gingen wir Fischen. Mit Rindfleisch als Köder angelten wir an den flachen Rändern der Lagune (Bild 13).
















Wir bestückten die Widerhaken und was andere Fische sofort vertreiben würde, ist eine entscheidende Piranha - Anlock - Technik: Man schlägt mit der Holzrute immer wieder zuckend auf die Wasseroberfläche (damit wird ein Tier in Panik simuliert) und schmeißt nach ca. 5 Sekunden den Köder auf die Stelle ins Wasser. Die dadurch angelockten Piranhas beißen wie verrückt.
Zwar bekommt man sie nicht immer auf den Haken, aber Ruven (Bild 14) und ich (Bild 15) hatten in kurzer Zeit mehrere am Haken.




































Leider waren alle zu klein zum Verspeisen und wir warfen sie zurück ins Wasser. Heimtückisch auch die Schwanzflosse der Tiere. Ruven schnitt sich mit dieser in den Finger. Die Rasiermesserscharfen Zähne der Viecher sind bei einem längst nicht ausgewachsenen Exemplar auf Bild 16 zu sehen.




















Am Donnerstag besuchten wir ein Dorf von Eingeborenen. Auf dem Weg dorthin zeigten sich verschiedene Schmetterlinge. Zwei interessante Exemplare auf Bild 17 und 18. Der erste scheint im Flug in herrlich schimmernden blau.




















Der zweite imitiert einen Raubvogel (Eule, etc.), um selbst seinen Feinden nicht als Beute zu erscheinen.























Mit Blütenblättern einer Heleconia - Art bestückt schossen wir folgendes Foto (Bild 19)
.














Schließlich sahen wir das Tier, auf das wir die letzten Tage vergeblich warteten. Eine Anaconda. Wenn auch mit ca. 3 m ein vergleichsweis kleiner Vertreter hielten wir einen Sicherheitsabstand von dem im Baum über uns sitzenden Tier (Bild 20).





















Gegen Mittag erreichten wir das Dorf. Wir begannen, ein typisches Gericht der Bewohner zuzubereiten. Eine Art Brot aus der kartoffelähnlichen Yucca. Wir halfen bei der Produktion und konnten wenig später das Ergebnis der Arbeit genießen. Anschließend zeigten sie uns eine Frucht, die sie zum Färben von Lebensmitteln benutzen, aber auch zum traditionellen Schminken. Dies ließen sich Ruven und ich uns nicht zwei mal sagen. In einem kleinen Kampf färbten wir uns gegenseitig ein. Da der zu Schminkende nicht ruhig hielt, fiel das Resultat entsprechend professionell aus. Bild 21 Ruven mit Anstrich.















Bild 22: Ich geschminkt mit Totenkopfäffchen - Schädel in der Hand
























Nach dem letzten Abendessen wollten wir die nachtaktiven Insekten aufsuchen. Mit Taschenlampen bewaffnet schlichen wir durchs Camp. Zuerst fanden wir einen Giftfrosch (Bild 23).















Kurze Zeit später trafen wir auf ebenfalls giftige Spinnen. Eine Bananen- und eine Wolfsspinne. Die erst genannte gelangt in Bananenlieferungen nach Europa und hat dort in den letzten fünf Jahren zwei Menschen getötet.
Eine Schlange verschwand schützend in ihrem Erdloch, wir konnten nur noch den Schwanz sehen. Erwähnenswert auch folgendes zerfressenes Bananenblatt (Bild 24).



















Beim näheren Hinsehen kann man die Blattschneideameisen erkennen (Bild 25), die Rund um ihr Nest alle Vegetation zerschneiden und die Stücke in ihr Nest transportieren. Diese fressen sie nicht etwa, sondern zerkauen die Beute zu einem Substrat, auf dem sie einen Pilz züchten, von dem sie sich ernähren.
















Andere interessante Ameisenarten bekamen wir einen Tag zuvor zu Gesicht. Die Gärtnerameisen, die sich an Ästen ein Bau aus Erde anlegen. Sie integrieren Samen, die den Bau nach der Keimung mit ihren Wurzeln zusammenhalten und mit den Blättern schützen. Im Gegensatz dazu die Armeeameisen: Ein Volk aus Arbeitern und Soldaten. Sie marschieren durch den Dschungel und vernichten alles tierische Leben, das auf ihrer Route liegt. Insekten, wehrlose Säugetiere. Alles wird zerkleinert und aufgefressen. Sogar geschwächte Pferde sollen der zahlenmäßig überlegenen Übermacht zum Opfer gefallen sein. Wenn die Armeeameisen auf ein Haus zulmaschieren, gibt es für die Bewohner keine andere Möglichkeit, als dieses zu verlassen und nach zwei bis drei Tagen zurückzukehren. Dann aber ist das gesamte Haus von allen unerwünschten "Mitbewohnern" befreit. Die Soldaten dieser Spezies können auch zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Bei uns werden Wunden entsprechender Größe genäht. Im Dschungel gibt es dazu eine Alternative. Die Wunde wird zusammengezogen und ein Soldat der Armeeameisen wird an die Wunde gehalten. Sofort packt dieser zu und lässt nicht mehr los. Wird dann der Körper abgetrennt bleibt der Kopf stecken, und wirkt wie eine Klammer. Unser Guide demonstrierte dieses Verfahren an seinem T-Shirt (Bild 26).
















Am letzen Morgen machten wir eine heftige Entdeckung. Ruven wäre beim Aufstehen fast drauf getreten. Neben seinem Bett befand sich ein unangenehmer, haariger Besucher: Eine nicht zu klein geratene Tarantel (Bild 27).
















Wir konnten das Zimmer dem Eroberer überlassen und uns aus dem Staub zurück in Zivilisation machen. Wieder über Quito flogen wir nach Guayaquil, um uns zum Relaxen an die Pazifikküste zu begeben. Montanita und Puerto Lopez warten schon auf uns.

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