Freitag, 30. April 2010

Projekt & Hafen

Diese Woche geht´s mir wieder etwas besser, nachdem ich am Sonntag beim Arzt war. Der "10cm - Gürtel" aus Moskitostichen am Rücken waren die Eintrittspforte für einen beschis**** Virus, der die Stiche verschlimmert. Der Doc vermutete aus meiner Matratze stammend. Normalerweise verschwinden die Stiche der Carmelitos zügig. Durch den Virus bleiben sie aber lange und wachsen oder vermehren sich wahrscheinlich auch. Genau sagen kann ich das nicht, ich hab das Ausmaß der Seuche erst am Freitag im Hafen bemerkt. Dort stand im Hostel mal wieder ein Spiegel zur Verfügung. Das gesamte letzte Wochenende blieb ich, hauptsächlich wegen meinem Magen, im Bett und stellte die Nahrungsaufnahme testweise komplett ein. Allerdings auch keine Besserung. Die Tabletten vom Arzt halfen, sodass wenigstens dieses Problem im Laufe der Woche zu beheben war.
=> Toller Einstieg ins Abenteuer Galapagos. Aber ich bin ja lange genug hier. Bei einem nur kurzem Aufenthalt hätte ich mich über solch eine Einschränkung massiv aufgeregt.













Am Anfang der Woche hab ich aufgrund der Schwächung etwas weniger gearbeitet und mit dem Chef die Planung meines Projekts gestartet. Auf der Fläche, die wir mit Macheten und Feuer von jeglicher Vegetation befreiten (Bild 1), sollen Tomaten, Gurken, Auberginen, Bohnen, Paprika und Ananas rein ökologisch angebaut werden. Ich bin mit der Aufgabe betraut, die Jungpflanzen zu ziehen, den Boden vorzubereiten, die Reihen anzulegen und, bei den entsprechenden Kulturen die Rankhilfen zu entwerfen. Die Pflanzung, sowie die Pflege der Anlage gehören später dann auch zu meinen Aufgaben. Dazu kann ich die Hilfe anderer Volunteers in Anspruch nehmen. Da hier keine Hybriden vorhanden sind, ist die Saatgutgewinnung relativ simpel und muss nicht zugekauft werden. Die Rankhilfen werden aus invasiven Baumarten entstehen. Die erste Testfällung per Machete verlief erfolgreich. Für die "Massenproduktion" steht eine gute, alte deutsche "Stiehl" - Motorsäge zur Verfügung.

Die Wochenenden im Hafen sind sehr erholsam. Dort gibt es fast keine Moskitos. In der Hauptstadt der Galapagosinseln
"Puerto Baquerizo Moreno" wohnen nicht mehr als 5600 Einwohner.

















Die Hafenpromenade ist fantastisch. Es sind kaum Touristen anzutreffen, auch sonst herrscht dort eine unbeschreiblich entspannte Ruhe und gelassene Gemütlichkeit. Wenige Menschen, kaum Autos. Seelöwen, die sich dort ausruhen (Bild 2), am Strand tummeln und auch auf den Bänken herumliegen.
Das Apartment kostet umgerechnet 7 € pro Person und Nacht. Dafür gibt es eine warme Dusche und eine gemütliche, trockene,
nicht-müffelnde Matratze. Eine durchaus willkommene Abwechslung zum Rest der Woche.













Letztes Wochenende besuchten wir auf dem Weg in den Hafen die Einrichtung Galapaguera. Dies ist eine Aufzuchtstation für junge Schildkröten und ein Reservat für Große (Bild 3). Die jungen müssen in Käfigen groß gezogen werden, um sie vor eingeschleppten, wilden und hungrigen Schweinen, Ratten, Katzen und Hunden zu schützen.













Heute waren wir am Strand. Ein einsamer, von nur wenigen Menschen genutzes Exemplar (Bild 4). Auf den schwarzen Steinen sind die berühmten Meerechsen zu finden (Bild 5). Im Wasser konnte ich Rochen, Wasserschildkröten, leuchtende Fische und Seelöwen beobachten. Leider sind die ersten Unterwasserfotos nichts geworden, aber ich teste weiter, um die spannende Welt festzuhalten.



Samstag, 24. April 2010

Behausung & Arbeit













Ich bin gut auf San Cristobál, der oestlichsten Insel des Galapagos Archipels angekommen. Der Transfer in die tiefen des Hochlandes zur Unterkunft verlief auch problemlos. Auf Bild 1 ist meine jetzige Behausung, das Casa nueva („neues Haus“) der Anlage zu sehen.














Am ersten Tag musste ich noch nicht arbeiten. Mir wurde zuerst der Großteil der Einrichtung gezeigt. Später ging´s dann zum Einrichten meiner Junior - Suite. Sehr komfortabel ausgestattet, mit allem Notwendigen (Bild 2). Die 1cm breite Bretterwand bildet die Barriere der Privatsphäre. Ab dem 2. Zentimeter steht das Bett des nächsten Raumes. Man kann die anderen also fast beim Atmen hören.













Am Anfang fiel mir das kaputte Fliegengitter des Fensters auf (Bild 3). Man könnte meinen, das wäre ein Problem, es kämen so mehr Viecher rein. Dem ist aber nicht so. Ein Blick nach oben zeigt, warum. (Bild 4). Es gibt keine Zimmerdecke. Das sorgt aber für die nötige Menge Frischluft.













Spinnen, Mosquitos, Kakerlaken, Käfer, handgrosse Riesenmotten … alles kommt mal auf kurz oder lang vorbei und verweilt ein bisschen.
Ein Zimmer mit eigenem Bad konnte ich leider nicht buchen. Aber die Alternative ist nicht zu verachten. Ein nahe gelegenes Toiletten- & Duschhaus mit Außenwaschbecken (Bild 5).














Momentan ist das „Camp“ unterbesetzt. Es sind lediglich 6 Angestellte und 6 Volunteers hier. Die Angestellten sind ganz lustig. Der Rest ist englisch-sprechend. Mal wieder nur Frauen. Aus Australien, USA und England. Vorteil gegenüber Quito: Ich verbessere wenigstens mein Englisch. Eine Schweizerin ist auch dabei. Ü40, spielt sich manchmal auf, als wäre sie die jedermanns Mutter. Geht mir leicht auf die Nerven. Am Mittwoch ist zum Glück eine Holländerin angekommen, auch Anfang 40, aber wie man die netten "Nachbarn" kennt, sehr umgänglich.

Der erste Arbeitstag (Dienstag) begann damit, um 7 Uhr das Frühstück einzunehmen. Dies bestand aus leckeren Früchten, einer Art Müsli, Toast und Marmelade. Danach bewaffneten wir uns mit Macheten, Hüten, Kopfnetzen und Wasser. Es ging in die Produktion. Nach einem 10 minütigem Marsch Richtung Meer erreichten wir die mehr oder weniger gut gepflegte Anlage. Die Galapagosinseln, vor allem San Cristobál, haben Probleme mit der höchst invasiven Brombeere (hier Mora genannt). Es sollte neue Anbaufläche geschaffen und jegliche Vegetation aus dem Weg geräumt werden. Also mussten veschiedene Gräser, Mora, kleinere Sträucher, usw. weichen. Nicht mit Maschinen, wie Rasenmäher, Trecker, usw., sondern mit Machete und einem Hilfsstock (Ast mit 90° „Hakenkrümmung“ am unteren Ende). Nach 2h Maloche im schwül-warmen Klima und der falschen Technik war mein Hemd völlig durchgeschwitzt, meine Hände taten weh, die Mosquitos schwirtten in Schwärmen um mich herum. Jede nicht von Kleidung oder Repellent bedeckte Stelle wurde gnadenlos ausgesaugt. Es gibt hier zwei Arten von Mosquitos. Tagsüber sind es die kleinen, optisch wie Fruchtfliegen (Carmelitos genannnt). Sie treten in Schwärmen auf, saugen ein bisschen. Man bekommt nur kleine Pickel. Aber wenn sie eine freie Stelle finden, dann übersähen sie ihr Opfer mit diesen. Zu allem Übel stehen sie auf schwarze, blaue und braune Kleidung. Ich habe 2 kurzärmlige T-shirts und eine Hose im Gepäck, die nicht dem Geschmack der Carmelitos entsprechen, werde mich im Hafen also neu eindecken müssen. Die anderen Mosquitos kommen erst nachts zum Vorschein. Sie sind die Gewöhnlichen. Sie treten meist einzeln auf setzten sich in Ruhe auf die Haut und saugen dann. Sie haben einen langen Stachel und dringen auch durch Kleindung. Sogar Jeans hält sie nicht auf. Zum Glück habe ich zwei Spezialhosen und ein Spezialhemd dabei, die mich schützen. So bleibe ich nachts relativ verschont. Bilanz nach dem ersten Tag: Vier Blasen an der rechten Hand, zwei an der linken. 10-12 kleine Stiche, 4 größere.

Für den nächsten Morgen (Mittwoch) habe ich mich freiwillig für´s Birdwatching gemeldet. D.h. um halb sechs aufstehen und bis ca. 10:00 eine bestimmten Weg ablaufen. An diesem Tag galt es die Route Richtung Meer zu prüfen. Dabei sollen Vögel identifiziert, fotografiert und dazu Klimazone, Uhrzeit, Wetter, die als Sitzplatz dienende Pflanze, etc. notiert werden.













Ich begleite Catherine, die Australierin. In ihrer Heimat arbeitet sie in einem Nationalpark, kennt sich bestens mit Flora & Fauna aus, ist außerdem mit Spezialliteratur ausgestattet. An diesem Morgen hatten wir Glück. Viel verschiedene Vogelarten, einige der berühmten Finken, von den restlichen kenne ich nur die englischen Namen. Uns begleitete einer der Hunde. Sein Name ist Negro, auf Deutsch „Schwarzer“ (Bild 6). Als wir auf dem Rückweg an einem Abzweig vorbeikamen, an dem wir nicht mehr sicher waren, welches der Richtige war, zeigte er uns ohne zu zögern und Kommando den korrekten Weg. Guter Hund!
Wieder zurück genossen wir leckere Pancakes mit Erdnussbutter und Mora-Marmelade. Mit Pflastern verarzteten Händen ging´s noch 2 Stunden in die Produktion, den anderen beim „Macheten-Mähen“ helfen. Nach der Arbeit erklärte ich mich bereit, ca. 10 grosse. saftige Orangen mit in die Unterkunft zu nehmen, ich war der einzige mit Rucksack. Auf halbem Wege, fragte mich Cesar (der Chef) ob ich mit ihm und 2 Angestellten auf Schweinjagd gehen wolle. Trotz leichter Erschöpfung vom vierstündigen Morgenmarsch und der Machetenmaloche hatte ich Lust. Es ging mit zwei Hunden, abseits vom Pfad, tiefer in den Dschungel. Jeder mit einer Machtete in der Hand bewaffnet, mal duckend unter einem Ast her, mal springend über einen abgestorbenen Baum. Wir rannten den suchenden Hund hinterher. Sie hatten eine Fährte aufgenommen. Nach langem Rennen gelangten wir schließlich an eine Wand aus Mora. Die Hunde hatten etwas in die Enge getrieben... Es handelte sich allerdings nur um ein wild lebendes Huhn. Es war auf einen Baum geflüchtet. Einer der Angestellten packte es an den Beinen, gab es Cesar. Dann ging alles ganz schnell. Die Hunde fingen laut an zu Bellen, rannten los. Die beiden Angestellten sofort hinterher. Cesar drückte mir das Huhn in die Hand und setzte sich auch in Bewegung. Ich hinterher. Aber mit der Machtete in der einen und dem Huhn in der anderen Hand dauerte es nicht lange, bis ich die anderen gänzlich verloren hatte. Ich orientierte mich an den Lauten der Hunde. Nach 10 Minuten war ich völlig allein im Dschungel. Keine Gebelle, keine Menschen und auch kein Weg mehr. Das Huhn und ich waren auf uns allein gestellt. Ich überlegte kurz und kam zu dem Entschluss, wieder zurück zu laufen. Nicht so leicht, alles sah gleich aus und während des schnellen Fortbewegens war die Orientierung leicht verloren gegangen. Ich musste mich durch dichteste Vegetation kämpfen, zum Glück war die Machete scharf. Das Huhn tat mir langsam Leid. Kopfüber unsanft durch die Wildnis. Überall Dornen und Äste. Kurzerhand packte ich mein Regencape aus und verstaute das arme Tier in meinem Rucksack. Natürlich mit Luftschlitz. Nun konnte ich mich besser vorankämpfen. Nach 15min erreichte ich eine Trampelpfad und nach weiteren 10min eine Art Lichtung, die mir bekannt vorkam. In einiger Ferne konnte ich schließlich Papayabäume erkennen. Sie mussten kultiviert sein. Zu meinem Pech befanden sich diese allerdings hinter einer Barriere aus Mora, ca. drei bis vier Meter breit und fast genau so hoch. Dank der Machete aber kein unüberwindbares Hindernis. Ich hatte mich gerade durchgearbeitet, da traf ich auf die anderen. Sie waren auf dem Rückweg von der erfolglosen Schweinejagd. Meine Erleichterung war riesig. Das Mittagessen konnte ich nach diesem Trip doppelt genießen.

Am Donnerstag ging ich wieder mit zum Birdwatching. Da ich am längsten hier sein werde, soll ich die Routen lernen, um sie zukünftigen Volunteers beizubringen. Zum Glück startete ich nicht, wie geplant, mit der Schweizerin, ihre Füße waren voller Blasen. Wieder mit Catherine und Negro ging´s diesmal den Berg hinauf. Durch verschiedene Vegetationszonen. Es regnete fast die ganze Zeit. Der Vorteil: Die Carmelitos fliegen nicht. Und bei der Wärme ist die Nässe auch nicht wirklich unangenehm. Viele Vögel ließen sich so aber auch nicht blicken. Nach 1,5 Stunden Fußmarsch erreichten wir das Ende der Maconia – Zone (ein nur auf Galapagos heimischer Strauch). In kürzester Zeit zogen plötzlich Wolken auf. Man konnte kaum noch 10 m weit sehen (Bild 7).













In dieser Zone mussten wir den regulären Weg verlassen, setzten Markierungen, um später den Rückweg finden zu können. Noch weiter oben gab es kaum noch Sträucher, nur noch Grasland. Wir entschlossen uns umzukehren. Nach der ersten Makierung war ich mir nicht sicher, ob Catherine den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Sie war den Weg schon zwei mal gelaufen, aber bei gutem Wetter. Nach 5min war sie sich dann auch nicht mehr sicher. Wir liefen zurück. Und zack, wir hatten uns verlaufen. Keine Markierung mehr, keine eindeutigen Fußspuren, im Matsch nur noch Nebel, Regen. Aber für solche Fälle war ja Negro bei uns… Tja, falsch gedacht oder falsch gemacht. Auf welche Kommandos hört ein spanischer Hund? Alle Versuche auf Spanisch, Englisch, und mit Zeichen scheiterten. Er raffte nichts und legte sich unter einen, vor Regen schützenden Strauch. So mussten wir selbst weiter suchen.

Nach einer Stunde sinnlosem Umherirren hatten wir riesiges Glück. Es klarte auf und wir konnten uns am Berg orientieren. Nach weiteren 20 Minuten erreichten einen bekannten Platz. Von dort aus bot sich nun ein wunderschöner Blick auf die Küste (Bild 8).














Wir waren nun in der Lage, die Richtung der Anlage zu bestimmen. Negro schien nun auch wieder zu wissen, wo das sein Zuhause lag. Zwei Stunden später erreichten wir unser Frühstück. Leckerer Porridge. Am Nachmittag ging's in die Baumschule. Vorbereitung der Aussaat.

Mein Magen & Galapagos vertragen sich nicht wirklich. Seit dem 2. Tag habe ich Probleme. Nicht schlimm, aber auch nicht schön. Es schwächt mich. Und es wird von Tag zu Tag nicht besser. Das abgekochte Wasser hier schmeckt besch***. Ich führe meine Probleme darauf zurück. Die anderen beiden neuen haben auch Schwierigkeiten. Das Wasser muss wegen des Klimas und der Arbeit aber in Massen getrunken werden. Am Wochenende werde ich mir aus dem Hafen 15-20l mitnehmen.
Das Essen besteht immer aus Reis und Kartoffelbrei. Dazu ein bisschen Fleisch oder frittiertes Gemüse und Salat. Einfaches, aber durchaus leckeres Essen. Im Bett liegt man, wie in einem Sarg. Die „Netzwände“ sollte man besser nicht berühren, sonst freuen sich die Mosquitos. Die Maus auf meinem Regal, direkt neben meiner Zahnbürste hat mich auch nicht sonderlich erfreut. Ich töte normalerweise keine Tiere grundlos, aber die Kakerlake, die aus meiner, auf der Leine aufgehängten Hose fiel, musste dran glauben.


Im Großen und Ganzen ist es ganz schön hier. Aber momentan bin ich froh, dass ich „nur noch“ 3 Monate bleiben darf…

Schadensbilanz nach 5 Tagen: 7 Blasen an den Händen, ca. 20 Stiche an den hinteren Oberarmen und 70 am Rücken überm Hintern (wenn’s T-Shirt bei der Arbeit oder in der Hängematte hoch rutscht).

Freitag, 16. April 2010

Abschied, Überfall & Cuy vom Grill


Gestern Nacht haben wir den Abschied des besten Mannes vor Ort gefeiert. Von Stefan, einem Schweizer, aus einer anderen Sprachschule (Bild 1: Vorbereitung für´s Rafting, einer spektakulären Schlauchbootfahrt auf einem malerischen Fluss am vorletzten Wochenende). Kennengelernt habe ich ihn durch Zufall. Über den Ami und die Deutsche, die mir bei den Thermalquellen begegneten. Ohne ihn wär die Zeit hier nicht mal halb so toll gewesen. Wir verstanden uns von Anfang an super gut und trafen uns jeden Abend zum Essen und / oder auf ein "Pilsener Grande" (ein leckeres und günstiges ecuadorianisches Bier, das es in der großen Ausführung in 600 cm³ - Flaschen gibt).

















Mit Stefan und drei Neuankömmlingen zogen wir abends los. Angefangen bei einem Laden namens "Asya". Der Laden ist der schmutzigste in ganz Mariscal, dazu noch am schlechtesten eingerichtet. Die Toiletten zum Beispiel waren bei unserem ersten Besuch schon schlimm und kaputt. Zwischendurch hing die Tür nur noch an einem Schanier und mittlerweile gibt es gar keine mehr. Andere Gringos (leicht abwertende Bezeichnung für Weiße) sind dort zu keiner Zeit anzutreffen. Allerdings wird der Schuppen von einem Inder und seinem Freund aus Bangladesh betrieben. Die Freundlichkeit der beiden kombiniert mit den höchst ansehnlichen Salsa-Tanzkünsten der Einheimischen und dem unschlagbaren Preis von umgerechnet 90 Cent pro Pilsener Grande, ließ uns in der gemeinsamen Zeit immer mal wieder im "Asya" vorbeischauen.
Danach steigerten wir das Niveau von Lokal zu Lokal bis wir schließlich in der Edeldisco "Sky-Lounge" landeten - Cuba Libre vom Feinsten und gute Musik. Die drei anderen gingen irgendwann nach Hause, Stefan und ich blieben bis zum Schluss. Er wohnt bei einer Familie etwas außerhalb, zu Fuß ca. 10 -12 Minuten. Allerdings wird dazu geraten, zwischen 22:00 und 8:00 die bewachten Plätze und Straßen zu Fuß nicht zu verlassen. Für mich nie ein Problem. Im Umkreis von 5 Gehminuten um meine Wohnung gibt es ohne Übertreibung ca. 50 Bars, Kneipen, Discos und Cafe´s. Dazu noch mal die gleiche Anzahl von Essständen und Restaurants.
Stefan nahm also wie immer ein Taxi nach Hause.
Ich hatte mich schon hingelegt war beinahe eingeschlafen, da rief er mich an. Die Geschichte, die er mir mit leicht zittiger Stimmte erzählte war schon heftig:
Der Taxifahrer fuhr einen etwas anderen Weg als sonst und hielt an einer Ecke an. Plötzlich wurden die Türen aufgerissen, und 3 Typen stiegen ein. Zuerst bekam er ein paar Schläge ins Gesicht, dann Pfefferspray in die Augen und ein Messer an den Hals gehalten. Er wurde komplett durchsucht, all sein Bargeld und die Wertgegenstände entwendet. Anschließend schmissen sie ihn irgendwo raus. Das Pfefferspray verhinderte die Indentifikation des registrierten und eigentlich seriösen Taxis per Nummernschild. Nachdem er irgendwann wieder sehen konnte, nahm er ein anderes Taxi nach Hause. So ein Erlebnis in seiner letzten Nacht...
Heute Abend ging sein Flug in die Schweiz. Ich bin mal gespannt, ob er Probleme durch die Aschewolken bekommt.


Erfreulicher war dagegen mein letzter Schultag. Es gab das berühmte "Cuy", das Meerschweinchen vom Grill. Allerdings nicht ganz typisch gepfählt, sondern vom Rost (Bild 2).

















Noch leicht angeschlagen vom letzten Abend erreichte ich die Schule. Die Lehrer und Angestellten waren bereits bei der Zubereitung. Die Schüler schossen eifrig Fotos.


















Auf Bild 3 ist etwas besser zu erkennen, um was es sich genau handelt. Etwas später wurden auch noch Innereien, wie Herz, Leber und sogar Lunge auf den Grill geschmissen. Ich hatte Glück, bekam einen kräfigen Schenkel (Bild 4).
Dazu gab es Kartoffeln, eine halbe Avokado, Salat und eine köstliche Erdnusssoße. Geschmacklich ist Meerschweinchen etwa wie eine Kombination aus Hühnchen und Kanninchen einzuordnen.

















Am Montagmorgen geht´s dann zum eigentlichen Ziel meiner Reise, die Galapagosinseln warten. Gerade jetzt, wo ich Quito und die Möglichkeiten vor Ort schätzen gelernt habe. Aber wie schon erwähnt, ohne die richtigen Leute ist es nur halb so amüsant. Stefan werde ich wahrscheinlich im September in Zürich wiedersehen. Dort findet dieses Jahr der Tropentag statt, die Fachhochschule startet eine Exkursion dorthin.

Montag, 12. April 2010

Karlsson vom Dach & Apartment Teil 2


Seit zwei Tagen habe ich einen neuen Nachbarn. Ich habe ihn Karlsson genannt, er hat sein Haus auf dem gegenüberliegenden Dach (Bild 1). Ganz glücklich sieht er dort allerdings nicht aus und das Wasser in seinem Napf verdampft bei strahlendem Sonnenschein scheinbar schneller, als er trinken kann. Wo genau er seine Ebene verlassen kann, habe ich noch nicht erkennen können. Der Propeller fehlt im leider ;-)













Das Appartement ist bis auf die Lage eigentlich super. Nahezu gewohnter Standard, würde ich sagen. Wir wohnen zu viert im 3. Stock, haben jeder ein eigenes Schlafzimmer (im Gegensatz zu Volunteers in anderen Häusern), eine Küche (Bild 2) mit angeschlossenem Essbereich (Bild 3), ein Wohnzimmer und ein Bad.






















Gedränge im Bad gibt es auch nicht, da alle zu verschiedenen Zeiten raus aufstehen. Die eine z.B. muss schon gegen 7:00 ins Krankenhaus, die andere etwas später zur Arbeit. in ein Reisebüro. Mein Spanischkurs fängt erst um 13:00 an. Da bleibt mir morgens noch genug Zeit für die Hausaufgaben und zum Nachlernen (v.a. Vokabeln & Verben konjugieren).


















Das Essen, vor dem ich gewarnt wurde, vertrage ich zum Glück ohne Probleme. Mein Magen verarbeitet auch das leckere einheimische Essen (allerdings mit anderen Hygienestandards & für Europäer unbekannten Bakterien). Vor allem Produkte, die mit dem Erdboden in direkten Kontakt kommen sollen wegen der Kolibakterien unangenehme Folgen haben. Ich hab mich in den letzten Tagen an immer "schlimmere" Buden gewagt, in denen weit und breit kein Tourist mehr zu sehen war. Trotzdem keine Beschwerden.
- Ich führe das mal aufs Trainingslager "Winkel" zurück -
Neeiiiiin, Spass! :-)

Donnerstag, 1. April 2010

Saquisili - Tiermarkt













Am Donnerstag ging´s mit einigen Lerngruppen der Sprachschule und den Lehrern nach Saquisili. In diesem kleinen Andenstädtchen findet jeden Donnerstag Markt statt. Auf 8 Plazas werden Waren aller Art feilgeboten, wobei der Tiermarkt wohl den Höhepunkt darstellt.
Leicht unkonventionell werden Schweine, Schafe, Kühe und Lamas entweder an den Füßen zusammengebunden oder am Boden festgemacht (Bild 1).













Die kleineren Tiere, wie Hasen, Meerschweinchen und Vögel, die der Ernährung oder Zucht dienen, sind in Käfigen zu finden (Bild 2).
Aber auch junge Hunde und Katzen sind relativ günstig zu erwerben.












Meine Lehrerin Janet (Bild 3) ist immer gut gelaunt und hat stets ein Lächeln im Gesicht. Sie führte uns von Platz zu Platz und erklärte uns à la Praxis-Vokabeltraining Tiere, Gemüse, Obst und andere Waren.











Von Marktplatz 2 zu 3 überquerten wir eine Straße. An dem Transporter (Bild 4) hingen seitlich ca. 30 Hühner, kopfüber und an den Beinen zusammengebunden an dem Ladeflächenaufbau herunter. Hühner haben´s in Ecuador von allen Tieren am härtesten, mit ihnen wird besonders ruppig umgegangen.













Gegen 11 Uhr führte uns Janet in eine Alkoholverkaufsstätte (Bild 5). Nach einem kurzen Gespräch mit der Bedienung bekamen unsere Gruppe jeweils ein Gläschen Kokos- und Minzschnaps (wahrscheinlich auf Rumbasis) zum Probieren. Vorrätig waren die Getränke in Colaflaschen. Ungewöhnlich und verdächtig, aber beide schmeckten hervorragend. Danach gab es noch eine Probe aus der bauchigen Flasche hinter der roten Schüssel. Eine klare Flüssigkeit mit Lemonen und Zitronen drin. "Jeder nur einen gar winzgen Schlock!" Aber der reichte schon, um an die Decke zu gehen. Auf meine Frage, was das genau sei, sagte die Verkäuferin stolz, dass das ihre Medizin sei. Sie wisse nicht genau, wie viel Alkohol genau enthalten sei, aber auf jeden Fall über 80%. Die anderen wollten schon nach dem Riechen nicht mehr kosten und so mussten Janet und ich uns den Rest teilen. Natürlich nur aus Höflichkeit und Respekt vor traditioneller einheimischer Medizin ;-)














Leicht beduselt hab ich mir noch 2 Flaschen "Minz- und Kokosextrakt" abfüllen lassen. Von den gelben Kanistern jeweils ein Liter in die beiden Colaflaschen. Insgesamt $2.














Anschließend konnten wir slebst ein bißchen rumlaufen, ich brauchte ich erstmal watt in Maagen. Es gab herrlich schmeckende Maisfladen mit Ziegenkäse gefüllt (Bild 6). Dazu in Maismehl panierten Fisch.
Den Fisch hätte ich laut meiner Lehrerin als Tourist nicht unbedingt essen sollen, wahrscheinliche Magen- und Darmprobleme.
Naja, ich lebe noch, mir geht´s wunderbar -> Lag wohl an der prophylaktisch eingenommenen Medizin ;-)