Dienstag, 31. August 2010

Mexiko City: "Kulturschock" & Stadtführung


Ich bin gut in Mexikos Hauptstadt angekommen. Allerdings inklusive eines kleinen Kulturschocks: Mit dem Übergang von ärmeren Gegenden Ecuadors und vor allem Kolumbiens in das High-Society-Viertel einer der größten Metropolregionen der Erde (20.000.000 Einwohner) musste ich erstmal klarkommen, den grandiosen Unterschied realisieren. Bereits die Einfahrt des Grundstücks war spannend, es ist rund um die Uhr von Securities bewacht. Die "Eingangshalle" (Bild 1) beeindruckte mich, wie der gesamte Rest des Hauses. Die Hütte gleicht einem Museum, ist voll von Gemälden, Skulpturen und antiken Möbeln.




Mein Zimmer teile ich mit Santiago, einem Cousin von Maria. Er wohnte seit seinem 6. Lebensjahr in Bosten und arbeitet nun bei einem der renomiertesten Architekturbüros des Städtchens. Bis er eine passende Bleibe gefunden hat, lebt er bei seinen Verwandten. Wir wohnen im Gästezimmer, das einem 5* - Hotelzimmer gleicht, allerdings liebe- und geschmackvoller eingerichtet. Wir teilen also den Schlafraum mit Riesen-TV und Bose Soundsystem, haben ein Ankleidezimmer, ein Marmorbad mit Riesenwanne und ein seperates WC.
Im Service inklusive:

Wenn ich nach dem Frühstück in mein Zimmer zurückkehre ist das Bett gemacht und die Gardinen sind geöffnet, so dass keine überflüssigen Anstrengungen nötig sind, den Blick in den Garten zu genießen. Meine Wäsche vom Vortag wird gleichzeitig mitgenommen und liegt jeden Abend frisch gewaschen, gebügelt und gefaltet auf einem Stuhl. Gegen 12 Uhr wird die Tagesdecke übers Bett gezogen und abends wieder entfernt. Auch die Gardinen sind zum Schlafengehen wieder zugezogen. Zum Frühstück setze ich mich an den Tisch und das Küchenpersonal (bestehend aus 3 Angestellten) erfüllen jeden Wunsch. Beim Mittag- und Abendessen gibt es mindestens drei Gänge. Die Platten werden an jeden Platz getragen, hingehalten und man nimmt sich die gewünschte Menge. Das heftigste finde ich das Tischglöckchen. Auf Kommando "Klingel" kommt nach spätestens 5 sek einer der Bediensteten und erkundigt sich nach dem Begehren.
Nicht dass ich mich an diesen "Zustand" auf Dauer gewöhnen kann, aber doch angenehmer als die verkommene 3 € - Kaschemme in Kolumbien ;-)

Trotz der ungewöhnlichen Umstände ist die Familie super nett, nicht spießig und hat mich herzlich aufgenommen. Die Mutter ist ehemalige Geschichtsprofessorin, leitet nun ein Geschichts- und ein Archäologiemagazin. Sie erklärt mir viele Details der spannenden Geschichte des Landes. Wirklich interessant, wie Mayas und Azteken lebten und welchen Einfluss sie bis zum heutigen Tage haben.


Am 2. Abend fand die Geburtstagsparty von Maria's Bruder Miguel im großzügigen Innenhof statt. Ein grauhaariger Butler in weißem Smoking servierte Getränke. Uuund: Der Bruder hat den gleichen Lieblings-Whiskey wie ich. Es gab den unvergleichlich leckeren Jameson - Whiskey. Ich hatte mein Glas kaum geleert, da kam der Herr in weiß schon freundlich lächelnd auf mich zu und überreichte mir das nächste Erfrischungsgetränk. Der Hof füllte sich mit der Zeit, bis irgendwann 80 - 90 Leute versammelt waren. Viele wirklich umgänglich und willig, mir ihre Deutschland-Reiseerlebnisse zu berichten. Eine sehr unterhaltsame Nacht. Gegen halb 7 verabschiedete ich mich ins Bettchen.

Die erste Woche startete mit einem Besuch im VIP - Kino. So ein Ding hab ich noch nie gesehen. Bis zur Liege ausklappbare Ledersessel mit Bassvibration im Rücken und Vor-Ort-Service von Getränken über Popcorn bis Sushi.
Am nächsten Tag musste ich Ersatz für meine, dem Pilz zum Opfer gefallenen Schuhe besorgen. Meine Wanderschuhe sind zwar bequem, aber dann doch nicht für jeden Anlass geeignet. Auch meine Arbeits- und Dschungelkleidung kann ich nicht immer anziehen, so wurde erstmal mexikanisch geshopped. Beraten von Maria und einer Freundin waren die Tüten schnell gefüllt.



Am Mittwoch lud mich Miguel auf eine kleine Stadtführung im Zentrum ein.
Kleines Rätsel: Wie spart man dauerhaft die lästige Suche nach einem Parkplatz und die fällige Gebühr in solch einer Großstadt?
- Man mietet einen Parkplatz?!?
-> Neeiin, nicht standesgemäß.
Hmmm...?!?! -Na klar! Wer wäre nicht selbst darauf gekommen:
Man erwirbt im Zentrum einfach ein Riesen - Apartment und bekommt den Parkhausparkplatz gleich mit dazu ;-)
Wir stellten das Auto also dort ab und gingen los. Wir passierten eindrucksvolle Gebäude, wie den "Palast der schönen Kunst" (Bild 2) und den Präsidentenpalast (Bild 3).



Die Vorbereitungen zur einwöchigen Feierlichkeit des 200. Jahrestags der mexikanischen Revolution sind in vollem Gange. Anfänge auf Bild 4 zu sehen: "1810" - "2010"




Unglaublich auch das Postoffice. Eher wiederum einem Palast gleichend, als an eine Brief- und Paketversendeeinrichtung erinnernd (Bild 5).



Dann ging es in ein Museum. Eindrucksvoll die lebensgroße Statue eines Adlerkriegers auf Bild 6.



Auch die 8 m große Steinscheibe der geköpften Göttin Coyolxauhqui war imposant (Bild 7 vom Stockwerk drüber geschossen).




Noch mal zurück zu Erwähnenswertem von Galapagos:
Gegen Ende meines Projekts kamen zwei Vertreter der französischen Umweltorganisation " Actions Biodiversité " in die Station, um Informationen über diese zu sammeln. Sie waren von den Ergebnissen, die wir in 11 Wochen in dem Projekt erreichten angetan und ich sollte ein "Interview" geben. Zwar war ich köperlich einsatzbereit, aber der billige Rum des Vorabend ließ mich kaum meine Muttersprache beherrschen. So weigerte ich mich. Aber nach mehrmaligem Bitten der süßen Französin musste ich dann schließlich ein paar Sätze von mir geben. Das Ergebnis (wenn auch mit leichten "Wortfindungsstörungen" und grammatikalisch inkorrekten Sätzen) auf der Seite der Organisation zu sehen: hier


Montag, 16. August 2010

Pazifikküste & Whalewatching

Von Guayaquil aus fuhren wir an die Pazifikküste Ecuadors. Da die Schlange im Busterminal für Montanita zu lang war, kauften wir ein Ticket nach Puerto Lopez, ein Städtchen eine Stunde nördlich von unserem ursprünglichen Ziel. Nachdem wir während der Fahrt vergeblich alle Unterkünfte abtelefoniert hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als in die beste am Ort zu ziehen. Es lohnte sich aber, für $25 pro Person bekamen wir ein kleines Häuschen im tropischen Garten der Anlage. Auch der kleine Untermieter am Mosquitonetz konnte nicht stören (Bild 1).























Die Besitzerin war eine Deutsche. Die Einrichtung des Haupthauses ließ keinen Wunsch offen. Von einer Bibliothek (größtenteils in deutsch) über eine großzügige Spielesammlung, Billard-, Kicker- und Airhockeytische. Der Strand war keine 10 m entfernt. Eigentlich paradisisch, wäre da nicht dieser kleine störende Faktor Wetter:
Momentan ist Winterzeit, Temperaturen um die 20 °C, starke Bewölkung und Nieselregen.
Die geplante Woche Strandurlaub wurde uns also vergönnt. Da Ecuador aber aufgrund seiner Vielseitigkeit auch bei schlechtem Wetter zu genießen ist, machten wir das Beste aus der Sache. Bei einer Flasche gutem billigen, braunen Rum (der mir bekannte aus der Dschungelbar auf Galapagos) brachte Thomas uns die Grundregeln im Skat bei. Danach gingen wir an die Strandpromenade und nach einigen Cocktails trafen wir einen Kapitän, der uns am nächsten Tag mit auf eine Tour nehmen wollte. Zwischen August und Dezember ziehen Buckelwale an der Küste Ecuadors vorbei. Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen.
Gesagt, getan. Am Mittag des nächsten Tages wurden wir am Hotel abgeholt und es ging zur Ablegestelle am Strand.















Ein Teil unserer Gruppe auf Bild 2, die ersten Wale schon zu sehen...(kleiner Spass). Die Fahrt ging los. Nach 10 min begann das Meer etwas unruhiger zu werden. Der erste Fahrgast sprang plötzlich auf und rannte ans Heck des Bootes. Das Mittagessen war wohl nicht so gut bekommen, es musste wieder raus. Solidarisch wie Ruven nun mal ist, wollte er den armen Kerl nicht alleine leiden lassen. Kurzum wechselte er von normal auf bleich und kaum 10 min später musste er auch erstmal ordentlich einen Aufwürgen.
Wir fuhren mindestens 1,5 h durch die Gegend, ohne irgendwas Walartiges zu entdecken. Mal war in der Ferne eine ausgeblasene Wasserfrontäne zu sehen, mehr aber auch nicht. Dann stellte ich mich auf den Sitz, hielt mich am Dach fest und lehnte mich nach außen, um mehr und vor allem auch nach vorne sehen zu können. Dem Nationalparkguide, der dem Kapitän vom Dach aus Instruktionen gab, erschien das wohl zu gefährlich und fragte mich, ob ich auch aufs Dach wolle. Na klar! Ich kletterte nach oben. Von dort aus gab es einen perfekten Rundumblick, wesentlich besser als von unten. Keine 5 min später kam auch Thomas nach oben geklettert. Allerdings sahen wir auch von dort aus die Tiere nur aus der Ferne. Ich dachte schon, dass wir wohl keine Buckelwale mehr zu Gesicht kriegen würden. Da erblickte der Guide eine Gruppe der schwimmenden Riesen. Der Kapitän hielt direkt drauf zu und plötzlich waren wir inmitten der Gruppe (Bild 3).














Sie tauchten regelmäßig auf (ungefähr alle 5 min), um Luft zu holen. Ein wirklich unbeschreibliches Gefühl, wenn die Wale neben einem auftauchen, länger und vor allem massiger als das Boot selbst (Bild 4).















Zwei konnten das Spektakel allerdings nicht genießen. Angesteckt von dem
jeweils anderen, fütterten Ruven (Bild 5) und der andere abwechselnd die Wale. Die Veröffentlichung des Bildes natürlich in Einverständnis des Models ;-)























Ich weiß nicht, ob es gefährlich ist, sich mit einem Holzboot unter Wale zu begeben (Bild 6), aber der Kapitän zeigte keinen wirklichen Respekt steuerte immer genau auf die Gruppe zu.














Einmal tauchte einer hinter uns einer auf, um unter unserem Boot herzutauchen. Das konnte man gut spüren (Video 1).






Ich bin mir nicht ganz sicher wieso, aber wenn die Wale untertauchen müssen sie sich wohl drehen und die weiße Bauchseite nach oben strecken (Bild 7).
















Wieder an Land war Ruven sichtlich erleichtert. Im Hotel holten wir unsere Taschen und fuhren mit dem Bus nach Montanita. Ich zitiere die Beschreibung des Michael Müller Verlags zu diesem Ort:

...Eine Art "pazifisches Goa" für moderne Hippies, Love Paraders und Low-Budget Reisende aus ganz Lateinamerika, Europa, Israel und dem gesammelten Rest der Welt...

...Montanita ist nun mal Surf, nationale und interanationale Meisterschaften finden hier statt...


Der Strand ist ganz schön, das Städtchen touristisch geprägt und von ungepflegten Langhaarigen überlaufen, aber wir werden hier bleiben ;-)
Heute werden wir mal ein paar Surfstunden nehmen und morgen muss ich nach Guayuaquil zurück, um am Abend nach Quito zu fliegen. Von dort aus geht es am Freitag über Lima nach Mexico City.





Samstag, 14. August 2010

Nationalpark Cuayabeno: Urwald, Fluss & Co















Am letzten Tag in Cuenca kam eine 26 jährige Ärztin ins Hostel und untersuchte mich. Die Diagnose (aus meiner Sicht ein falsche) fiel auf eine Mandelentzündung. Zwar hatte ich kaum Halsschmerzen, aber das Penicillin, das sie mir verschrieb half, um meine Krankheit in 24 Stunden wegzupusten. Halbwegs gesund fuhren wir am Samstag nach Guayaquil zurück und flogen am Montagmorgen mit einer spektakulären Zwischenlandung über Quito nach Largo Agrio. Dort wurden wir von Magic River Tours (Bild 1) empfangen und es ging per Bus an den Rand des 2 Stunden entfernten Cuayabeno Nationalparks. Mit in unserer Gruppe war ein österreichisches Ehepaar mitte 50, ein Paar aus München mitte 30 und ein weiteres deutsches Pärchen, das gerade Abitur gemacht hatte. Als die Straße endete, beluden und bestiegen wir 2er- und 3er Kanus (Bild 2) und es ging flussabwärts tiefer in den Dschungel.



















Thomas fuhr mit einem ca. 10-jährigen Starkpaddler los und Ruven und ich hatten unseren Tour-Guide mit an Bord. Spitzname: Der Bremser. Er saß hinten und hielt die ganze Zeit das Paddel ins Wasser, während wir uns einen abrackerten (Bild 3).














Zuerst merkten wir davon nichts. Ruven und ich wunderten uns nur, dass die anderen Boote scheinbar ohne größere Mühen voran kamen (sie paddelten alle zusammen) und wir unser Kanu unter hohem Krafteinsatz an die Spitze zu setzen versuchten (Bild 4).














Im Endeffekt ein gutes Training für Rücken und Schulter. Der Fluss war still, angenehm ruhig, der Wald wurde immer dichter. Dann sahen wir eine Echse auf einem Baumstamm. Wir paddelten näher ran, das Reptil ergriff die Flucht (Bild 5).















Kurz darauf steuerten wir unter einem Baum her. Wir ahnten nichts, aber unser Guide forderte uns zur Umkehr auf, er hatte etwas bemerkt. Klar, er guckte die ganze Zeit durch die Gegend. Zurück an der besagten Stelle konnten wir über uns eine Baumboa erblicken. Eine kleine, vllt. 2-3 m lange Schlange (Bild 6).
















Nach ingesamt 3,5 Stunden erreichten wir unser Tagesziel, gingen von Bord und schlugen das Nachtlager auf. Dies bestand aus einer großen Plane, unter dem Zelte aufgestellt wurden (Bild 7).



















Kaum fertig fing es dermaßen kräftig an zu schauern, dass alles um uns herum unter Wasser stand. Zum Glück hatten unsere Helfer dieses Szenario erwartet und einen Graben mit Abfluss in den Rio Cuayabeno gezogen, um unsere Unterkunft vor einer Überschwemmung zu schützen (Bild 8).
























Nach einem leckeren Abendessen schliefen wir früh ein. Am nächsten Morgen bauten wir das Nachtlager wieder ab und es ging wieder ins Boot. Weitere 4 Stunden Paddeln lagen vor uns. Unser nächstes Ziel: Laguna Grande. Die Lagune kann man sich wie einen großen See vorstellen, rundum eingekreist von Flora und auch Fauna. Da sich dort keine gefährlichen Tiere aufhalten sollten, gingen wir erstmal eine Runde schwimmen. Dass es am flacheren Rand Caimane und Piranhas gab, sollten wir erst später erfahren. Als Wolken aufzogen (Bild 9) machten wir uns auf den Weg zur Magic River Lodge.



















Die Anlage bestand aus fünf Häusern. Einem Küchen- und Esshaus. Einer Unterkunft für die Angestellten und zwei Wohnhäusern für Gäste. Bild 10 zeigt den Blick aus unserem auf Wohnhaus 1 und Speisehaus.















Alle Unterkünfte und auch die Wege sind auf Stelzen gebaut. Der Fluss kann nach starken langen Regenfällen bis zu 4 m ansteigen und der Pegel geht dann bis unter die Planken. Fischen aus dem Bett ist dann möglich. Die Zimmer waren einfach eingerichtet. Betten, Regal und ein Kerzenhalter. Strom gab es in der gesamten Anlage nicht. Luxuriös: Wir hatten unser eigenes Bad. Alles schön sauber und gepflegt (Bild 11).
















Auf den ersten Blick gab es auch kein Getier in den Räumlichkeiten. Raúl, unser Koch, zauberte morgens, mittags und abends köstliche Gerichte. Ein Experte im Umgang mit der spartanischen Kücheneinrichtung. Unsere Gruppe beim Abendessen auf Bild 12.




















Am folgenden Tag stand eine Dschungelwanderung an. Wir fuhren per Boot in eine etwas weiter entfernte Gegend. Dort wanderten wir drei Stunden durch den Urwald. Immer auf der Suche nach interessanten Pflanzen und Tieren. Unser Guide fand alle paar Meter irgendetwas Neues, das er uns zeigte und
gab uns sein Wissen dazu Preis. Am Nachmittag gingen wir Fischen. Mit Rindfleisch als Köder angelten wir an den flachen Rändern der Lagune (Bild 13).
















Wir bestückten die Widerhaken und was andere Fische sofort vertreiben würde, ist eine entscheidende Piranha - Anlock - Technik: Man schlägt mit der Holzrute immer wieder zuckend auf die Wasseroberfläche (damit wird ein Tier in Panik simuliert) und schmeißt nach ca. 5 Sekunden den Köder auf die Stelle ins Wasser. Die dadurch angelockten Piranhas beißen wie verrückt.
Zwar bekommt man sie nicht immer auf den Haken, aber Ruven (Bild 14) und ich (Bild 15) hatten in kurzer Zeit mehrere am Haken.




































Leider waren alle zu klein zum Verspeisen und wir warfen sie zurück ins Wasser. Heimtückisch auch die Schwanzflosse der Tiere. Ruven schnitt sich mit dieser in den Finger. Die Rasiermesserscharfen Zähne der Viecher sind bei einem längst nicht ausgewachsenen Exemplar auf Bild 16 zu sehen.




















Am Donnerstag besuchten wir ein Dorf von Eingeborenen. Auf dem Weg dorthin zeigten sich verschiedene Schmetterlinge. Zwei interessante Exemplare auf Bild 17 und 18. Der erste scheint im Flug in herrlich schimmernden blau.




















Der zweite imitiert einen Raubvogel (Eule, etc.), um selbst seinen Feinden nicht als Beute zu erscheinen.























Mit Blütenblättern einer Heleconia - Art bestückt schossen wir folgendes Foto (Bild 19)
.














Schließlich sahen wir das Tier, auf das wir die letzten Tage vergeblich warteten. Eine Anaconda. Wenn auch mit ca. 3 m ein vergleichsweis kleiner Vertreter hielten wir einen Sicherheitsabstand von dem im Baum über uns sitzenden Tier (Bild 20).





















Gegen Mittag erreichten wir das Dorf. Wir begannen, ein typisches Gericht der Bewohner zuzubereiten. Eine Art Brot aus der kartoffelähnlichen Yucca. Wir halfen bei der Produktion und konnten wenig später das Ergebnis der Arbeit genießen. Anschließend zeigten sie uns eine Frucht, die sie zum Färben von Lebensmitteln benutzen, aber auch zum traditionellen Schminken. Dies ließen sich Ruven und ich uns nicht zwei mal sagen. In einem kleinen Kampf färbten wir uns gegenseitig ein. Da der zu Schminkende nicht ruhig hielt, fiel das Resultat entsprechend professionell aus. Bild 21 Ruven mit Anstrich.















Bild 22: Ich geschminkt mit Totenkopfäffchen - Schädel in der Hand
























Nach dem letzten Abendessen wollten wir die nachtaktiven Insekten aufsuchen. Mit Taschenlampen bewaffnet schlichen wir durchs Camp. Zuerst fanden wir einen Giftfrosch (Bild 23).















Kurze Zeit später trafen wir auf ebenfalls giftige Spinnen. Eine Bananen- und eine Wolfsspinne. Die erst genannte gelangt in Bananenlieferungen nach Europa und hat dort in den letzten fünf Jahren zwei Menschen getötet.
Eine Schlange verschwand schützend in ihrem Erdloch, wir konnten nur noch den Schwanz sehen. Erwähnenswert auch folgendes zerfressenes Bananenblatt (Bild 24).



















Beim näheren Hinsehen kann man die Blattschneideameisen erkennen (Bild 25), die Rund um ihr Nest alle Vegetation zerschneiden und die Stücke in ihr Nest transportieren. Diese fressen sie nicht etwa, sondern zerkauen die Beute zu einem Substrat, auf dem sie einen Pilz züchten, von dem sie sich ernähren.
















Andere interessante Ameisenarten bekamen wir einen Tag zuvor zu Gesicht. Die Gärtnerameisen, die sich an Ästen ein Bau aus Erde anlegen. Sie integrieren Samen, die den Bau nach der Keimung mit ihren Wurzeln zusammenhalten und mit den Blättern schützen. Im Gegensatz dazu die Armeeameisen: Ein Volk aus Arbeitern und Soldaten. Sie marschieren durch den Dschungel und vernichten alles tierische Leben, das auf ihrer Route liegt. Insekten, wehrlose Säugetiere. Alles wird zerkleinert und aufgefressen. Sogar geschwächte Pferde sollen der zahlenmäßig überlegenen Übermacht zum Opfer gefallen sein. Wenn die Armeeameisen auf ein Haus zulmaschieren, gibt es für die Bewohner keine andere Möglichkeit, als dieses zu verlassen und nach zwei bis drei Tagen zurückzukehren. Dann aber ist das gesamte Haus von allen unerwünschten "Mitbewohnern" befreit. Die Soldaten dieser Spezies können auch zu medizinischen Zwecken verwendet werden. Bei uns werden Wunden entsprechender Größe genäht. Im Dschungel gibt es dazu eine Alternative. Die Wunde wird zusammengezogen und ein Soldat der Armeeameisen wird an die Wunde gehalten. Sofort packt dieser zu und lässt nicht mehr los. Wird dann der Körper abgetrennt bleibt der Kopf stecken, und wirkt wie eine Klammer. Unser Guide demonstrierte dieses Verfahren an seinem T-Shirt (Bild 26).
















Am letzen Morgen machten wir eine heftige Entdeckung. Ruven wäre beim Aufstehen fast drauf getreten. Neben seinem Bett befand sich ein unangenehmer, haariger Besucher: Eine nicht zu klein geratene Tarantel (Bild 27).
















Wir konnten das Zimmer dem Eroberer überlassen und uns aus dem Staub zurück in Zivilisation machen. Wieder über Quito flogen wir nach Guayaquil, um uns zum Relaxen an die Pazifikküste zu begeben. Montanita und Puerto Lopez warten schon auf uns.

Samstag, 7. August 2010

Inkatrail m. Ruven und Thomas


Sonntagnacht sind Ruven und Thomas mit einer kleinen Verspätung von 1,5 Stunden am Flughafen Guayaquil gelandet. Da ich bereits einen Tag zuvor aus Kolumbien in der gut 2 Millionen Einwohner - Hafenstadt ankam, war ein passendes Zimmer reserviert und wir konnten per Taxi direkt ins Hotel fahren. Bevor wir uns zu Bett legten, besorgten wir uns ein legendäres Pilsener Grande und für den kleinen Hunger ein Toastbrot mit etwas Aufschnitt. Bis 4:00 Uhr saßen wir noch quatschend im Hotelzimmer. Es gab natürlich Etliches auszutauschen.

Am nächsten Morgen fuhren wir per Taxi zur Busstation. Schnell war unter den zahlreichen Anbietern ein vertrauenswürdig erscheinender Busunternehmer mit dem Ziel "Cuenca" gefunden. Für $7 pro Person konnten wir die vierstündige Fahrt in die Anden antreten. Nach den Stadtgrenzen Guayaquils passierten wir kilometerlange Bananan-plantagen. Kurze Zeit später begann der Anstieg in die Anden. Es ging unaufhörlich bergauf. Die Vegetation änderte sich merklich. Auch wurde es kühler. Irgendwann befanden wir uns direkt in den Wolken. Als wir diese schließlich überschritten, konnten wir herrlich auf das Wolkenmeer hinab gucken (Bild 1).















In Cuenca (2.500m über NN) kamen wir im "Posado del Angel" unter, dem "Gasthaus der Engel". Ein vergleichsweise teueres Hostel, dafür aber mit geschmackvoll - gemütlicher Inneneinrichtung, sauberen Zimmern und bequemen Betten. American Breakfast inklusive. Wunderbar für eine Nacht, um am nächsten Morgen unsere zwei- bis dreitägige Wanderung auf dem Inkatrail zu starten. Das Ziel waren die Ruinen von Ingapirca. Wir gingen essen und legten uns gegen Mitternacht zu Bett.
Unglücklicherweise wachte ich mit einem Kratzen im Hals auf, befürchtete den Anfang einer Erkältung oder eines grippalen Infekts. Schonen, kombiniert mit einer Tee- und Vitaminkur konnte ich mir an diesem Tag nicht gönnen, pünktlichum 8:00 wartete unser Guide an der Rezeption. Zuerst ging es auf einen Markt, da wir noch Gummistiefel benötigten. Auch wollten wir uns Mützen besorgen. Für je $30 deckten wir uns an einem Inkastand dann mit Alpaca - Pullover und -Schal, sowie mit Wollmütze und langer Unterhose ein. Mit den Einkäufen ging es dann per PKW vier Stunden lang in das weit entlegene Dorf Achupallas. Bis vor 2 Jahren gab es dorthin noch keine befestigte Straße und per Allrad-Fahrzeug war die Gemeinde auch nur im Sommer zu erreichen. Erwähnenswert noch, dass es zwischen den Familien regelmäßig Absprachen gibt, was die Planung des Anbaus von landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Produkten angeht. Auch das wichtige Prinzip der Rotationsbewirtschaftung wird dabei beachtet. Gleiches bei der Tierzucht. Eine vorbildliche Gemeinschaft.















Der Fahrer brachte uns zu dem Haus von Don Louis. Dieser ist ein erfahrener Guide, der sich wöchentlich den Strapazen des Inkatrails stellt. Während wir warteten (Bild 2), belud er seine drei Esel und wir konnten starten. Unser Ziel war, von Achupallas (2.800 m) zur ersten Zwischenstation auf 3.800 m zu gelangen. Dafür waren vier Stunden eingeplant. Wir verließen das Dorf in Richtung der hohen Berge. Unsere Körper hatten in Cuenca nur eine Nacht Zeit, sich auf die sauerstoffärmere Luft einzustellen. Das machte sich schon beim ersten etwas steileren Anstieg (Bild 3) bemerkbar.























Fasziniert von der ungewohnten Landschaft maschierten wir fleißig weiter. Nach ungefähr einer Stunde verließen wir dann die scheinbar letzten bewohnten Gebiete und unsere Anstrengungen wurden mit einem diesem Ausblick (Bild 4 & 5) belohnt.






























Jedoch waren die gewünschten Höhenmeter noch nicht erreicht. Der Anstieg schien kein Ende zu nehmen, mein Kopf meldete sich nach 1,5 Stunden. Die körperliche Tätigkeit schien im nicht so wirklich zu gefallen. Er pochte ordentlich. Bei der ersten Pause nach 2 Stunden gab mir Ruven eine Aspirin. Nach einer Stärkung mit Thunfisch-Sandwich und Schokolade ging es weiter. Kurz darauf machte Thomas ein Bild von mir und meinem Bruder vor malerischer Kulisse (Bild 6).















Die nächsten 2 Stunden schleppte ich mich mehr schlecht als recht weiter. Motivierend, der Weg änderte sich, die Steigung war kaum noch wahrzunehmen. Die Esel und Don Louis gingen voran und wir folgten. Durch meinen Schädel konnte ich die einzigartigen Landschaften nicht wirklich genießen. Zum Glück kann man solches ja fotografisch festhalten (Bild 7).















Die nachgelegte 500er-Paracetamol schien nicht wirklich zu helfen. So war ich heilfroh, als wir unser Ziel schließlich erreichten. Nachdem unser Zelt aufgebaut war, legte ich mich sofort rein und wartete sehnsüchtig auf das Nachlassen der Schmerzen (Bild 8).















In dieser Form hatte ich diese noch nicht erlebt. Ich tippe mal auf die Kombination von Höhenkrankheit und einem grippalen Infekt. Die Verbesserung trat nicht ein und so versorgten mich Ruven und Thomas mit Tee, Wasser und Abendessen am "Bett". Nachdem die beiden ihre Mahlzeit mit den Führern eingenommen hatten, kamen auch sie in unsere Behausung. Bild 9 zeigt die letzten wärmenden Sonnenstrahlen auf 3.800 m Höhe.















Danach wurde es kalt. Als Isolation diente eine einfache Schicht aus Plastiksäcken unter unserem Zelt. Isolationsfaktor = 0. Im Voraus schickte man uns zwar eine detaillierte Checkliste, dass aber Luftmatratzen oder Isomatten von Vorteil hätten sein können, erwähnten sie nicht. Unsere Schlafsäcke waren auch eher für laue, deutsche Sommernächte gedacht. Eine 2 mm Eseldecke im Zelt war der einzige Schutz gegen den wärmentziehenden Untergrund. Das Liegen auf dem harten Boden war nur ein kleiner Faktor einer sehr langen, nahezu schlaflosen Nacht. Ich hatte mich eigentlich gut eingepackt: Ein Rollkragenpullover, ein Longsleve, ein normaler Pullover und den Alpaca - Pullover für den Oberkörper. Dazu zwei Paar dicke Socken, eine lange Unter- und eine normale Hose. Mütze und die Kapuze des Alpaca - Pullovers, sowie Handschuhe. Ich war so dick eingepackt, dass sich der Schlafsack kaum schließen ließ. Trotzdem lagen 12 Stunden voller Frieren, Rumwälzen, Wachdaliegens vor uns. Temperaturen von bis zu -2°C machten die Nacht zu Qual. Wegen meiner wieder stärker werdenden Kopfschmerzen musste ich gegen Mitternacht noch mal eine Tablette nehmen. Meine Gedanken kreisten um den nächsten Tag. Die Hoffnung auf Besserung hatte ich schon begraben. Aber vielleicht konnten Thomas und Ruven den Trail fortsetzen? In meinem Zustand alleine vier Stunden den Berg runter war auch nicht so der Hit...
Als es endlich hell wurde gab es dann die alternativen - vernichtende Information von Ruvens Fieberthermometer: 38°C. Für mich war der weitere Aufstieg somit erledigt. Der zweite Teil sollte dazu noch der Anstrengenste der Wanderung werden. Ruven fühlte sich zudem nicht wirklich fit und auch Thomas war die wenig entspannende Nacht anzumerken. So teilten wir unserem Guide mit, dass wir umkehren wollten. Nach dem Frühstück gab's noch mal nen Painkiller, wir packten zusammen und machten uns auf den Rückweg. Lustig an dem Morgen: Einer der Esel, der mit Thomas' und Ruvens Gepäck beladen war sprintete los und Don Louis rannte hinterher, um ihn einzufangen. Für den Abstieg brauchten wir nur drei Stunden und eine weitere Paracetamol ließ das Laufen erträglich erscheinen. Trotzdem waren regelmäßige Pausen nötig. Eine davon Bild 10, kurz nach Ende eines leichten Regenschauers.

















Unser Guide kontaktierte den Fahrer, als wieder Handyempfang zur Verfügung stand. Ich konnte es kaum erwarten, das Dorf zu erreichen und wieder nach Cuenca ins Bett zu kommen. Allerdings standen zusätzlich noch 4 Stunden Autofahrt vor uns und der Fahrer sollte erst drei Stunden nach uns ankommen. Erwähnenswert an dieser Stelle die Gastfreundschaft von Ecuadorianern im Allgemeinen und in diesem Fall von Don Louis. Ihm bin ich ewig dankbar:
Er lud uns in sein Haus ein, versorgte uns mit Tee. Danach servierte uns seine Frau eine riesige Portion Reis mit Hühnchen, Gemüse und Salat. Das Mittagessen war durch die unerwartete Rückkehr nicht für uns zubereitet worden, sondern für die Familie gedacht. Anschließend durften wir es uns im Elternschlaf- und Wohnzimmer auf der Couch gemütlich machen. Er zeigte uns traditionelle Musik und reichte uns, den mir schon bekannten Minzlikör. Mein Kopf brachte mich trotz der vielen Schmerzmittel fast um. Als Don Louis mich leiden sah, durfte ich mich in das Bett von ihm und seiner Frau legen. Er schloss Türen und dunkelte Fenster ab und kam nach 2 min mit einer warmen Decke aus dem Kinderzimmer wieder, deckte mich sogar zu. Ich konnte mich so zwei Stunden ausruhen, bis der Fahrer kam. Ruven und Thomas spielten draußen mit den Kindern und unserem Guide.
















Auf Bild 11 sitzt links Ruven mit unserem Guide auf der Schwelle. Rechts steht Don Louis und im Türrahmen, sowie davor zwei Exemplare seines Nachwuchses. Nach der Ankunft in Cuenca fuhren wir direkt ins Hostel. Seitdem ruhe ich mich aus. Gesundheitlich geht's schon wieder besser. Bis Sonntag habe ich noch Zeit. Dann müssen wir zurück nach Guayaquil. Am Montag geht unser Flieger in den Norden, ins Amazonasgebiet. Dort erwartet uns das nächste Extrem, wenn auch völlig gegenteilig. Feucht, heiß und Begegnungen mit Spinnen, Schlangen, Affen, Kaimanen, Pirañas,... zum Glück werden wir dort nachts nicht frieren! Ich selbst habe das Ziel, die Ruinen von Ingapirca zu sehen, zwar verfehlt, aber Ruven und Thomas konnten am Morgen nach unser Rückkehr per Auto zu den Ruinen gelangen.