Meine dritte Woche in der Einrichtung "Jatun Sacha" begann damit, eine Hecke beim "Casa vieja" (altes Haus) anzulegen. Dazu sägte ich 5 große Hibiskussträucher mit einem mäßig ansehnlichen Habitus auf ca. einen Meter zurück. Aus geeignetem Schnittgut sollten nun per Machete ca. 20cm lange, bewurzelungsfähige Stücke entstehen (Bild 2). Anschließend steckten wir diese in den vorher aufgelockerten Gräben links und rechts des Weges.
Ich bin mal gespannt, ob das unter gegebenen Umständen funktionert.
Für das Birdwatching wies ich in dieser Woche eine Holländerin und eine Deutsch-Französin in die Strecke Richtung Meer ein. Uns begeleiteten 2 Hunde. Négro und Ule. Nach 30 min Fußmarsch erreichten wir einen kleinen Fluss. Aufeinmal kamen die Hunde von hinten angerannt, überholten uns und verschwanden im Unterholz. Dann fingen beide laut an zu bellen. Hörte sich an, als ob die beiden etwas aufgespürt hätten. Ich versuchte ihnen über einen, für Zweibeiner geeigneten Umweg zu folgen. Marike und Mila warteten lieber. Zwei Minuten später hatte ich die beiden gefunden. Die Hunde hatten eine wirklich große Sau umstellt. Abwechselnd attakierten sie diese nun. Geschickt immer von hinten, um der Schnauze des weitaus überlegenen Gegners nicht zu nah zu kommen. Als sie mich erblickten versuchten sie diesen, wie gelernt, in meine Richtung zu treiben. Ohne jegliche Erfahrung in der Schweinejagd und ohne Machete, ergriff ich umgehend die Flucht. Ich drehte mich um, sprintete 10 m, sprang an den nächsten Baum und zog mich an einem Ast hoch. Keine 2 Sekunden später raste das verschrockene Tier unter mir her. Zwar war ich in diesem Fall "feige Sau", mir aber lieber als von einem verschreckten Pendant überrollt zu werden ;-)
Wie schon am Montag mit den Neuankömmlingen, ging´s am Donnerstagabend mal wieder in die Bar. Die Bar kann man sich als das Wohnzimmer der Nachbarsfamilie vorstellen. Nur in groß, nach 3 Seiten offen und mit 2 Billardtischen in der Mitte (Bild 3).
Sie ist ca. 20 min Fußweg von unserer Behausung entfernt, ebenfalls mitten im Nirgendwo. Die Besitzerin, eine nette Frau um die 50, sitzt meistens zusammen mit ihrem Vater (Mitte 70) und ihrem Neffen (20) um einen Tisch. Sie spielen Karten, Lesen oder gucken TV. Das Wohnzimmer verwandelt sich zur Bar, wenn wir kommen und das Spektakel endet wieder, wenn wir gehen. Es gibt keine anderen Gäste. Im Angebot stehen nur kühles Pilsener Grande für $2,50 und billiger brauner Rum. Pro Flasche inkl. 2l - Cola für $14. Herrliches, selbstgemachtes Popcorn am späteren Abend ist in den Preisen inbegriffen. Die Auswirkungen des billigen Rums (im Hafen für umger. 3,30 € zu erhalten) sind auf Bild 4 zu sehen. Ein Volunteer wälzt sich mit einem der Hunde auf dem Boden.
Für den Samstag war eine Schorcheltour geplant. Mit dem Boot rausfahren, mit Haien schwimmen, etc. . Mit etwas Glück sind zur Zeit sogar Wale zu beobachten, die an den Galapagosinseln vorbeiziehen. Für mich wurde daraus leider nichts. In der Nacht von Fr auf Sa habe ich Fieber mit Schüttelfrost bekommen. Schlafen konnte ich auch nur 3 Stunden und in der kurzen Zeit waren verrückte Träume auch alles andere als erholsam. Am Samstagmorgen ging´s vorsichtshalber ins Krankenhaus, seit 1,5 Wochen breitet sich Dengue - Fieber im Hafen aus. Die Diagnose fiel auch genau darauf. Na toll. Als hätte ich in den letzten Wochen nicht schon genug Unannehmlichkeiten ertragen müssen... Mir wurde eine fiebersenkende Injektion verabreicht. Außerdem sollte ich 4 x 1000mg Paracetamol pro Tag nehmen. Mehr ist den Patienten mit Dengue - Fieber nicht zu helfen. Ich zog in ein anderes Hostel. Wie mir berichtet wurde, ein kühles und leises. Kühler ja, aber leiser überhaupt nicht. Die Nacht schlief ich wiederum nur 2,5 Stunden. Am Sonntag zog ich wieder um, diesmal ein Hotel. Weil kein anderes Zimmer frei war und die Besitzerin wohl Mitleid mit mir hatte, bekam ich die Suite zum Preis eines normalen Zimmers. Die Suite war ein gemauertes Iglo auf dem Dach des Hotels (Bild 5).
4 Fenster im runden Raum verteilt, ein großes Bett, die Wände schön bemalt, das Zimmer nicht luxöriös, aber sehr geschmackvoll ausgestattet (Bild 6). Optimal zum Regenerieren. Dazu eine wunderbare Aussicht auf den Hafen und das Meer. Diesmal hatte ich es kühl und ruhig. Aber auch das half beim Schlafen nicht. Wieder 2 Nächte mit 3 Stunden Schlaf, wenigstens in angenehmer Atmosphäre.
Aber die Mischung aus Fieber, Schlafmangel und Schmerztabletten machte mir zu schaffen, mich leicht wahnsinnig. Ich konnte nicht mehr liegen, wollte nicht mehr lesen oder Musik hören. War geistig und körperlich erschöpft und konnte doch nicht schlafen. Ein elendiger Zustand. Dazu noch die sichere Aussicht, meinen Geburtstag auch so verbringen zu können. Familie und Freunde ausserdem in unerreichbarer Ferne.
Am nächsten Tag war das Hotel komplett ausgebucht. Freundlicherweise vermittelte mich die Besitzerin zu einer Freundin mit einem ruhigen Hotel etwas ausserhalb. Sie war gelernte Krankenschwester, jetzt mit der Vermietung von Zimmern beschäftigt und betreibt im Hinterzimmer noch eine Apotheke Als ich mit dem Taxi ankam, erwartete Nelli mich schon. Sie gab mir zu verstehen, dass sie mir einen Spezialdrink mixen werde, den ich innerhalb von 3 Stunden zu leeren hätte. Soweit kein Problem. ABER: Es sah aus wie lecker Kirschsaft, roch schlimm und schmeckte noch viel beschissener. Wie vergammelte Hühnersuppe mit flüssigen Gummibärchen als Gegenpart; lauwarm. 1 Liter davon. Die Holländerin, die mit mir im Hafen geblieben war, probierte kurz, spuckte das Zeug direkt wieder aus. Ich rührte keinen Tropfen mehr an. Mir ging´s eh nicht gut und von dem Drink wurde mir schlecht. Als die Krankenschwester nach 1h kam, um meine Fortschritte zu begutachten, fing sie an zu schimpfen. Irgendwas mit "bla bla bla...Elektrolyte, importante, muy importante...bla bla...!" Ok, ich packte das Zeug innen Kühlschrank und eine Stunde später fing ich an, zu trinken. Mit Apfelsaft zum Nachspülen. In den 3 Stunden hatte ich es nicht geschafft, aber in 4. Als ich von meinem allabendlichen, frisch gepressten Ananassafttrinken zurückkam (ich hab den Heimweg von 400m an dem Abend nur mit 2 Pausen überwinden können), stand ein neuer Mix auf meinem Nachttisch... Aber was soll ich sagen, das Zeug hat wohl geholfen. Pünktlich zu meinem Geburtstag hatte ich wieder Appetit und mehr Kraft. Seit dem geht´s steil bergauf. Ich schlafe nachts wieder, habe kein Fieber mehr.
Zum krönenden Abschluss des Dengue - Fiebers gibt es einen juckenden Hautausschlag. Wenn dieser eintritt (ein gutes Zeichen), bedeutet es, dass das Fieber nicht mehr zurückkommt. Ich hatte eigentlich Glück im Unglück: Mein Fieber dauerte "nur" 6 Tage und am Ende hatte ich für einen Tag ein eher kitzelndes Kribbeln auf der Haut und keinen Ausschlag. Ein Einheimischer hat mir erzählt, bei ihm dauerte das Fieber 12 Tage und er hatte 2 Tage lang Hautprobleme.
Sonntag fahre ich wieder zurück ins Hochland, am Montag geht´s wieder ans Projekt!